Wissenschaftliche Grundlagen
Quellen aus
Wissenschaft & Forschung
Expert:innen aus
Landwirtschaft & Praxis
Gegründet im Jahr 2022, basiert unsere Initiative auf der praktischen Arbeit mit Landwirt.innen, Experten und Expertinnen, die weit mehr erreichen, als bestehende Haltungs- und Tierschutzkennzeichnungen berücksichtigen. Gemeinsam sehen wir uns als Wegbereiter der bevorstehenden Agrarrevolution, in der es nicht nur um den niedrigsten Preis geht, sondern um das beste Preis-Nachhaltigkeitsverhältnis.
Im Folgenden werden wir einige unserer wissenschaftlichen Quellen und Experten deren Publikationen wir folgen und versuchen umzusetzen vorstellen. Diese Experten widmen sich intensiv einem fortschrittlichen Tierwohl, welches weit über die Haltung hinausgeht.
Aus dem Buch „DER SUPERMARKTKOMPASS“
Zitat von Thilo Bode, Gründer von Foodwatch und ehemaliger Geschäftsführer von Greenpeace:
Seit vielen Jahren predigt Albert Sundrum, Tierarzt und Professor für Tiergesundheit an der Universität Kassel, dass allein die Art der Haltung von Nutztieren wenig bis gar nicht mit ihrem Wohlergehen zu tun hat. … Keine Eltern kämen auf die Idee, dass sich die Unterrichtsqualität in der Schule ihrer Kinder … verbessert, wenn nur das Klassenzimmer vergrößert … wird. … Nicht die Haltungsbedingungen, sondern die Gesundheit der Tiere, ob Bio oder konventionell, können gute von schlechter Arbeit unterscheiden. Das wäre echt fairer Wettbewerb um Qualität.
Tierwohl-Wissenschaftsnetzwerk
NATIONALES-TIERWOHL-MONITORING
Über das Nationale-Tierwohl-Monitoring
Das „Nationales Tierwohl-Monitoring“ (NaTiMon) stellt eine bemerkenswerte Initiative aus über 10 wissenschaftlichen Institutionen dar, die darauf abzielt, über den aktuellen Stand und die Entwicklung des Tierwohls in der Nutztierhaltung zu berichten. Unter der Federführung eines interdisziplinären Teams, wird dieses ambitionierte Vorhaben in die Tat umgesetzt und es wurden allein im Bereich Schwein über 1.400 Tierwohlindikatoren erfasst und in der Datenbank für jeden einsehbar veröffentlicht.
Im Projektkonsortium vertreten sind renommierte Einrichtungen wie die Tierärztliche Hochschule Hannover, das Friedrich-Loeffler-Institut für Tierhaltung und Tierwohl, die Universität Kiel (Institut für Tierzucht und Tierhaltung), der Lehrstuhl für Tierhaltung und Produkte an der Universität Osnabrück sowie die Humboldt-Universität zu Berlin (Abteilung für Tierhaltungssysteme und Ethologie), das Thünen-Institut für Betriebswirtschaft, Fischereiökologie und Ökologischen Landbau, das Statistische Bundesamt und das Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft.
Die Tierwohlpunkte konnten bereits große Teile der gesammelten Tierwohl-Kriterien messbar machen und sind Europaweit das Tierwohlsiegel mit den meisten berücksichtigten Tierwohlindikatoren. Seit der Gründung konnten wir dadurch die Tierwohlpunktekriterien massiv erhöhen, gestartet mit den 25 bekannten Tierwohlkriterien aus dem EU-Bio-Siegel, konnten wir mit Hilfe wissenschaftlicher Quellen, Landwirte und vor allem der Arbeit des nationalen Tierwohlmonitorings bereits über 100 Tierwohlkriterien messbar machen, wodurch wir Stand 2023 bereits fast 50% aller identifizierten Tierwohlindikatoren abdecken können.
Dies ist nur durch den modernen und digitalen Maximal-Kriterien Ansatz der Tierwohlpunkte möglich, welcher sich von bisherigen Minimal-Kriterien Ansatz nicht digitaler Auditsystem wie Haltungsform oder Bio unterscheidet.
700+Wissenschaftler:innen für weltweites Tierwohl:
die DUBLINER DEKLARATION
Dubliner Deklaration
Die Dubliner Deklaration ist ein Warnruf an unsere Gesellschaft, das wir aus wissenschaftlicher Sicht die Tierhaltung falsch und populistisches behandeln. Weder die Nachhaltigkeit noch das Tierwohl in der Tierhaltung wird aktuell auf Basis von wissenschaftlichen Evidenzen oder Beweisen diskutiert, sondern über 700 Wissenschaftler weltweit bestätigen, dass es nur noch eine oberflächliche und meist einseitig und dadurch falsche Beschreibung der Tierhaltung gibt. Tierwohl ist mehr als nur eine Frage der Haltung und Tierwohl kann und wird den Klimawandeln mit bekämpfen.
Die Nutztierhaltung muss auf der Grundlage höchster wissenschaftlicher Standards weiterentwickelt werden. Sie ist für die Gesellschaft zu kostbar, um Opfer von Vereinfachung, Reduktion oder Fanatismus zu werden. Diese Erklärung soll den vielen Wissenschaftlern weltweit eine Stimme geben, die in den verschiedenen Disziplinen fleißig, ehrlich und erfolgreich forschen, um zu einem ausgewogenen Blick auf die Zukunft der Nutztierhaltung zu gelangen.
Nutz- und Herdentiere sind für die Aufrechterhaltung eines Kreislaufs von Materialien in der Landwirtschaft unersetzlich, indem sie die großen Mengen an ungenießbarer Biomasse, die als Nebenprodukte bei der Produktion von Lebensmitteln für die menschliche Ernährung anfallen, auf verschiedene Weise recyceln. Nutztiere sind optimal aufgestellt, um diese Stoffe wieder in den natürlichen Kreislauf umzuwandeln und gleichzeitig hochwertige Lebensmittel zu produzieren. Insbesondere Wiederkäuer sind auch in der Lage, marginale Flächen aufzuwerten, die nicht für die direkte menschliche Nahrungsproduktion geeignet sind. Darüber hinaus können gut bewirtschaftete Tierhaltungssysteme, die agrarökologische Prinzipien anwenden, viele weitere Vorteile generieren, darunter Kohlenstoffbindung, verbesserte Bodengesundheit, Biodiversität, Schutz von Wassereinzugsgebieten und die Bereitstellung wichtiger Ökosystemleistungen.
Über 700 Wissenschaftler weltweit haben sich zusammengetan, um wieder eine evidenzbasierte und wissenschaftliche begründete Tierwohldebatte zu fordern. Foodwatch betitelt die Situation folgendermaßen: „Die Debatte um Tiergesundheit erinnert an die Klimakrise: die wissenschaftlichen Erkenntnisse sind eindeutig, werden aber politisch ignoriert“
Die Basis für nahezu alle Tierwohl-Initiativen:
Die Fünf Freiheiten
Fünf Freiheiten
In den 1980er-Jahren entwickelte der britische Farm Animal Welfare Council (FAWC) das Konzept der „Fünf Freiheiten“. Es bildet die Grundlage für fast alle Bewertungssysteme für Tierwohl bzw. Tiergerechtigkeit und beweist warum ein reiner Haltungsfokus sogar dem Tier schaden kann.
Folgende fünf Freiheiten gibt es:
1. Freiheit von Hunger und Durst – die Tiere haben Zugang zu frischem Wasser und gesundem, gehaltvollem Futter.
2. Freiheit von haltungsbedingten Beschwerden – die Tiere sind geeignet untergebracht, zum Beispiel auf adäquaten Liegeflächen.
3. Freiheit von Schmerz, Verletzungen und Krankheiten – die Tiere werden durch schnelle Diagnose und Behandlung versorgt.
4. Freiheit von Angst und Stress – durch Verfahren und Management werden Angst und Stress vermieden, zum Beispiel durch Verzicht auf Treibhilfen.
5. Freiheit zum Ausleben normaler Verhaltensmuster – die Tiere können sich artgemäß verhalten, zum Beispiel durch ein ausreichendes Platzangebot.
Wenn man die Fünf Freiheiten auf z.B. die staatliche Haltungskennzeichung anwendent, dann wird schnell erkennbar das die höchste Stufe einen zum Teil unüberdachten Auslauf für Schweine fordert, dieser aber in der geforderten Art und Weise bei Schweinen gegen viele Freiheiten verstößt und damit den Verbraucher täuscht in seiner Kaufentscheidung. Das normale Verhaltensmuster eines Rindes ist es auf einer Weide zu stehen, das normale Verhaltensmuster eines Wildschweines sich im Wald/Dickicht aufzuhalten. Oder haben Sie jemals ein Wildschwein auf der Weide gesehen? Wenn wir Schweine draußen halten wollen, dann brauchen diese zum Ausleben normaler Verhaltensmuster eine Imitation des Waldes/Dickichts, das hat der Staat leider verboten da ein Dach (Blätterdach) je nach Bundesland nicht erlaubt ist. Dies führt zu Angst und Stress (4. Freiheit) bei den Tieren, Schweine wollen sich verstecken, es sind in der Natur Beutetiere die Schutz suchen. Deshalb halten sich Schweine nicht im Freien auf, sondern bevorzugt im Wald oder im Dunklen, darum werden Schweine in der Dämmerung aktiver und Schlafen wie Hauskatzen bevorzugt an Wänden.
Zusätzlich brauchen Schweine die Freiheit von haltungsbedingten Beschwerden, das wäre z.B. bei Auslaufställen eine dicke Strohdecke oder mindestens eine geeignete Genetik, damit die Tiere nicht frieren. Während sogar das Industrielabel Haltungsform beim Auslauf eine Strohmatte fordert, hat die staatliche Haltungskennzeichnung diese ohne erkennbare Gründe gestrichen. Zusätzlich werden haarlose Industrierassen erlaubt, welche für eine Auslaufhaltung gar nicht geeignet sind. Die Tierwohlpunkte honorieren deshalb nicht nur Strohmatten, sondern auch robuste Rassen und überdachte Ausläufe für Schweine, welche den Wald und damit das natürliche Habitat imitieren.
Und am wichtigsten, die Tierwohlpunkte messen und honorieren die Tiergesundheit und können dadurch beweisen das die Tiergesundheit in der staatlichen Haltungskennzeichnung mit zunehmender Stufe abnimmt und das Tier leiden kann.
Doch auch die fünf Freiheiten sind nicht ausreichend, wie viele Wissenschaftler wie Steven P. McCulloch 2012 beweisen konnten. Deshalb entwickelten die Wissenschaftlerinnen Anrdt, Goerlich und van der Staay 2022 die dynamischen Fünf Freiheiten, welche interne und externe Faktoren und die Adaptierfähigkeit der Tiere berücksichtigt, welches ein Grundprinzip der Tierwohlpunkte ist.
Greenpeace, Foodwatch & Vier Pfoten fordern:
+Tiergesundheit
tierwohlpunkte.de hat das erste deutsche Tierwohl-siegel entwickelt, dass die Tiergesundheit berücksichtigt
Ein großer Teil der Nutztiere in Deutschland leidet unter vermeidbaren Krankheiten. Gemeinsam mit Greenpeace und Vier Pfoten fordert foodwatch daher ein bundesweites, betriebsgenaues Tiergesundheitsmonitoring sowie verbindliche Vorgaben für die Verbesserung der Gesundheit von Nutztieren, um den Landwirten endlich eine Orientierung und Unterstützung.
Und das nationale Tierwohlmonitoring hat zusammen mit der Borchert Kommission 2023 ausreichend Lösungen vorgeschlagen, dies umzusetzen. Leider wurde dies alles ignoriert und die Landwirte werden gezwungen Ihre Zeit mit einer Haltungskennzeichnung zu verschwenden, die Sie in endlosen Gesprächen auf den Bauämtern festhält, die die Pläne der Bundesregierung gar nicht genehmigen. Diese Zeit fehlt den Landwirten im Stall für Ihre Tiere!
Das nationale Tierwohlmonitoring hat in seinem Abschlussbericht leider feststellen müssen, dass die staatliche Haltungskennzeichnung fast alles ignoriert, was vorgeschlagen wurde. Die Borchert-Kommission, die größte Expertenkommission für Tierwohl in Deutschland, hat sich im Jahr der Veröffentlichung der Haltungskennzeichnung sogar aufgelöst.
Der Tierschutzverein Pro Vieh betitelt 2023 die staatliche Haltungskennzeichnung sogar als Verbrauchertäuschung und diese ist nicht Vereinbar mit dem Koalitionsvertrag : „Wir erarbeiten eine Tiergesundheitsstrategie und etablieren eine umfassende Datenbank“.
Wahrscheinlich verstößt die Haltungskennzeichnung auch gegen das EU-Recht (EU-Verordnung 178/2022): „Das Lebensmittelrecht hat den Schutz der Verbraucherinteressen zum Ziel und muss den Verbrauchern die Möglichkeit bieten, in Bezug auf die Lebensmittel, die sie verzehren, eine sachkundige Wahl zu treffen.“
Die staatliche Haltungskennzeichnung zeichnet Landwirte ausschließlich aufgrund ihrer baulichen Situation aus, diese wird aber in 90% der Fälle vom Bauamt gar nicht genehmigt. Uns liegen schriftliche Unterlagen von Bauämtern und Landwirtschafskammern vor (19.09.2023), die Landwirte dazu drängen wollen Ihren Tieren nicht mehr Platz zu geben als nötig und die eine Genehmigung verweigern, wenn die Tiere zu viel Platz haben.
Tierwohl ist mehr als nur eine Frage der Haltung!
Ein eindrucksvolle Zusammenfassung zeigt der „Tierleid im Einkaufskorb“-Report von Foodwatch, in dem gezeigt wird warum alle Haltungsformen Nutztiere krank machen können und warum es ein System wie die Tierwohlpunkte braucht, die die vorgeschlagenen Maßnahmen erstmalig umsetzen. Dafür wurden 14 wissenschaftliche Studien von über 30 Wissenschaftler ausgewertet, welche im Report auch aufgelistet sind.
Unsere Pionier:innen am Ort des Geschehens
Unsere landwirtschaftlichen Forscher:INNEN und Expert:innen
Wir sind stolz darauf, auch Landwirte und Landwirtinnen in unserem Team zu haben, die wir als wahre Helden unserer Gesellschaft betrachten. Die Bundesregierung, die Wissenschaft und alle NGOs haben eins gemeinsam:
Sie zeigen nur mit dem Finger auf Probleme, erbringen oder unterstützen aber keine Lösungen. Sie sind alle auf Landwirt:innen angewiesen, die etwas UNTERNEHMEN und die Agrarwende in Deutschland umsetzen!
Jeder unserer landwirtschaftlichen Expert:innen hat in seinem Bereich ein mit Bio mindestens vergleichbares Tierwohl in der Praxis erfolgreich umgesetzt und damit bewiesen, das er die Agrarwende anführt. Wir arbeiten mit einigen von Ihnen in Form von Forschungshöfen zusammen und testen neue Haltungsformen und andere Tierschutzmaßnahmen in der Praxis.
Auf den Höfen dieser Experten erforschen wir, wie wir die Ideen und Erkenntnisse der Wissenschaft in der Praxis umsetzen!
Und zwar fair und nachhaltig, den in der öffentlichen Debatte geht immer wieder eins unter: Im internationalen Vergleich erbringen deutsche Landwirte mehr Tierwohl zum gleichen Weltmarktpreis wie alle anderen. Deutsche Zuchttiere sind aufgrund Ihrer einzigartigen Tiergesundheit international gefragt, das Fleischerhandwerk unterstützt bis heute eine transparente und kleinbäuerliche Haltung die es international kaum gibt.
Landwirtin & Erfinderin
Gabriele Mörixmann
Photo: aktivstallfuerschweine.de
Über Gabriele Mörixmann
Gabriele Mörixmann ist eine passionierte Landwirtin, die mit der Erfindung des innovativen Aktivstalls für Schweine neue Wege in der Schweinehaltung beschreitet. Sie hat die ehrenvolle Aufgabe, die Schweine auf ihrem eigenen Hof zu betreuen und führt zudem inspirierende Führungen durch, bietet umfassende Fortbildungen und Zertifizierungen an. Der von ihr konzipierte Aktivstall bietet den Schweinen großzügigen Freiraum und Bewegung, untermauert von einem tiefgehenden Konzept der Tiergerechtigkeit. Das macht ihn zu einem Vorzeigemodell im Bereich des Tierschutzes.
Gabriele Mörixmann hat bereits Anerkennung in den Medien erhalten, aber ihr weitreichendster Beitrag wurde bisher möglicherweise nicht in vollem Umfang gewürdigt. Sie hat entscheidend dazu beigetragen, eine bevorstehende Agrarwende auf faire und gerechte Weise für Landwirte und ihre Tiere zu gestalten. Mit der Erfindung des Aktivstalls hat sie einen wichtigen Schritt getan, um herkömmliche Ställe in echte Wohlfühloasen für Tiere umzuwandeln.
Wir glauben, das Gabi die Erfinderin des wohl wichtigsten Tierwohlstalls der Zukunft ist! Dieser Ansatz ist in jeder Hinsicht nachhaltig:
Ökologisch gesehen können bestehende Ställe für den Umbau genutzt und somit Abbruch vermieden werden. Sozial betrachtet, ermutigt Gabi die Landwirte, auf ihre bestehenden Strukturen aufzubauen, anstatt sich mit enormen Kosten für den Neubau von Ställen zu belasten. Sie schafft somit einen Mehrwert für die Landwirte und fördert gleichzeitig das Wohlergehen der Tiere. Ökonomisch betrachtet ist Gabriele Mörixmanns Ansatz besonders wirksam, da er ermöglicht, mehr Tierwohl zum gleichen Preis zu erzielen. Ihr Aktivstall für Schweine ist ein strahlendes Beispiel für die neue Generation von Tierhaltung, die weit mehr als nur die Mindestkriterien bisheriger Tierschutzlabels erfüllt.
Gabriele hebt die Bedeutung von neuen, anspruchsvollen Tierwohl-Standards hervor. Ihr Engagement unterstreicht die Notwendigkeit einer breiteren Sicht auf das Tierwohl, um eine nachhaltige und faire Agrarwende zu erzielen. Wenn Du mehr über Gabrieles beeindruckenden Aktivstall erfahren möchtest, bietet sie fast jedes Wochenende faszinierende Führungen auf ihrem heimischen Hof in Melle an.
Blick in den Außenbereich einer Bucht auf dem Hof von Gabi Mörixmann.
Photo: aktivstallfuerschweine.de
Landwirt & Enthusiast
Kurt Heinrichs
über kurt heinrichs
Kurt Heinrichs betreibt gemeinsam mit seinem Sohn Michael mit Hingabe und Engagement einen der wohl komplexesten und privat finanzierten Höfe für Tierwohlforschung in ganz Europa.
Im Jahr 2010 stellte sich die Familie Heinrichs die Frage, welchen neuen Mastschweinestall sie errichten sollten. Da es damals und auch heute kaum objektive Vergleichsdaten gibt, entschieden sie sich für einen mutigen Ansatz: Sie setzten alle tiergerechten Haltungsformen in der Mast um – von Tiefstreu und dänischer Aufstallung, über Bewegungs- und Krullstall, bis hin zur Weidehaltung mit eigener Futtermühle in einem geschlossenen System – und das alles an einem Ort. Weltweit gibt es vermutlich kaum eine Familie, die einen derart praktischen und umfassenden Erfahrungsschatz im Bereich Einfluss von Futter, Rassen und Haltung auf das Tierwohl von Schweinen aufweisen kann. Die Komplexität ihres Hofes ist einzigartig, selbst im Vergleich mit staatlich finanzierten Forschungshöfen, und spiegelt das tiefe Engagement und die Ehrlichkeit wider, mit der die Familie Heinrichs ihren Tieren begegnet.
Als Gründungsmitglieder der Initiative „Rheinische Ackerbohne“ widmen sie sich zudem der Erforschung nachhaltiger Tierernährung, die ohne Soja auskommt. Es ist diese Kombination aus Pioniergeist, Expertise und Herzblut, die den Hof der Heinrichs zu einem ganz besonderen Ort macht.
Kurt und Michael beweisen uns jeden Tag aufs neue, dass Wissenschaft, Forschung und Unternehmertum auch bei Landwirten öfter zu finden ist als man denkt.
Landwirt:in & Handwerks-Metzger
Familie Dyckers
Photo: meisterfleisch-manufaktur.de
Über Norbert dyckers
Norbert, ein begeisterter Mitstreiter, setzt die Weichen für unseren nächsten großen Schritt: Wie kann Tierhaltung CO2-neutral und nachhaltig werden? Wie wird sie zu einem unverzichtbaren Baustein unserer Energie- und Agrarwende? Sein Tierwohl-Stall, mitten in einem Windpark gelegen, ist mit einer Photovoltaik-Solaranlage ausgestattet. Zudem betreibt er eine Biogasanlage, die den Kot seiner Schweine nutzt. Dadurch heizt die umliegende Gemeinschaft CO2-neutral und ohne fossile Energien, ersetzt erdölbasierte Dünger durch natürlichen Mist – im Einklang mit Dänemarks landesweitem Vorhaben, das bereits 40% des Gasbedarfs durch dieses Prinzip deckt.
Gemeinsam erforschen wir, wie Tierfutter aus Reststoffen der menschlichen Ernährung gewonnen werden kann. Bei ihm ersetzt Tofu-Molke bereits Soja als Futterquelle (die Schweine werden aus veganen Lebensmittelnebenprodukten ernährt), ebenso wie regionale Erbsen oder die „Rheinische Ackerbohne“. Bäckereien liefern Altbrot als Schweinefutter und verwenden Produkte aus diesen nachhaltigen Projekten. Dazu kommt der Einsatz von Getreide aus eigenem Anbau. Damit schafft Norbert Dyckers auf seinem Hof einen internen, absolut nachhaltigen Kreislauf.
Norbert Dycker engagiert sich leidenschaftlich für den Bio-Gemüseanbau. Durch seine umfassende Herangehensweise an landwirtschaftliche Prozesse ist er ein herausragendes Beispiel für die Zukunft nachhaltiger Tierhaltung.
Begleite die auszubildende von Norbert
WDR „Passt, wackelt und hat Luft“ vom 23.01.2023
Kooperation & Handwerk
Richraths Landmetzgerei & Metzgerei Esser
Photo: Richraths Landmetzgerei
über die kooperation
Richraths Landmetzgerei und Metzgerei Esser arbeiten seit Jahrzehnten eng zusammen, um das Bewusstsein für Regionalität und Tierwohl zu stärken. Beide Betriebe haben sich eine Verpflichtung gegenüber nachhaltigen Praktiken auferlegt und etablierten die ersten Filial-Bedientheken in Deutschland, die sich auf regionales Tierwohlfleisch spezialisieren. Sie wurden beide mit dem Regionalstar ausgezeichnet, Metzgerei Esser hat zusätzlich den Nose-to-Tail Award gewonnen, wurde 2015 als beste Metzgerei Europas ausgezeichnet und für den deutschen Nachhaltigkeitspreis nominiert.
Die Familie Richrath geht sogar noch einen Schritt weiter. Sie hat vor zehn Jahren das damals größte Netzwerk regionaler Landwirte für Obst und Gemüse aufgebaut, was ihre Hingabe an nachhaltige Praktiken weiter unterstreicht.
Karl-Heinz Esser gründete die Metzgerei vor über 40 Jahren, sein Sohn Max Esser, ursprünglich Absolvent der Slow-Food-Universität, sammelte seine ersten Berufserfahrungen in der Entwicklungsarbeit in Afrika. Dort arbeitete er an den strukturellen Nachteilen von Bio- und Fairtrade-Zertifizierungen im Lebensmittelsektor. Diese Erfahrungen, kombiniert mit der nachhaltigen Metzgerei seines Vaters, bildeten die Grundlage für die Gründung der Tierwohlpunkte.
Schlachtung & Tierwohl? Geht!
NiKo Brand
Photo: Brand Qualitätsfleisch GmbH & Co. KG
Über NiKo & paul brand
Niko und Paul Brand führen den Schweine-Schlachtbetrieb Brand Qualitätsfleisch – ein Unternehmen, das als sehr transparent gilt und in Sachen Tierschutz eine Vorreiterrolle übernommen hat. Mit der Überzeugung, dass Verständnis und Vertrauen für den Schlachtprozess durch Offenheit entstehen, gehen sie proaktiv mit dieser Herausforderung um.
Ohne Scheu und auf Augenhöhe gewähren sie sowohl Besuchergruppen, wissenschaftlichen Vertretern oder auch Fernsehteams detaillierte Einsicht in ihre Arbeit. Im Vordergrund stehen dabei vor allem die respektvolle Behandlung und optimale Betäubung der Tiere sowie der wertschätzende Umgang mit den ausnahmslos festangestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Mit umfassender Kenntnis und Gespür für die gesamte Wertschöpfungskette engagieren sich die Brands für die Weiterentwicklung des Tierwohls. Als größte Anlaufstelle im Nordwesten Deutschlands vernetzen sie Pioniere des Tierwohls und unterstützen den Austausch von Wissen und Erkenntnissen.
Darüber hinaus agieren Niko und Paul Brand als Bindeglied zwischen Handwerk, Industrie und Politik. Wo andere Differenzen sehen, sind sie der Auffassung, dass das gemeinsame Ziel des Tierwohls unablässig in den Fokus gehört.
Es gibt noch zahlreiche beeindruckende Menschen, die uns auf unserem Weg inspirieren und prägen. Wir verfolgen ihre Arbeit mit größtem Respekt und Bewunderung und sind aufgrund unseres Maximal-Kriterien Ansatzes das vermutlich erste Tierwohllabel weltweit, welches bald auch so komplexe Tierwohlansätze wie die folgenden honorieren kann.
Wir sind überzeugt von der Bedeutung ihrer Beiträge und möchten einige hier vorstellen und ihnen unsere Anerkennung aussprechen.
Professorin an der Universität Kopenhagen
Elodie Briefer
Die Forschung von Elodie Briefer von der Universität Kopenhagen hat uns eindrucksvoll vor Augen geführt, warum sich Tierwohl-Siegel mit modernen Technologien wie künstlicher Intelligenz und digitaler Datenverarbeitung auseinandersetzen müssen. Tierwohl ist messbar und durch das Zuhören und die Entwicklung eines Algorithmus zur Übersetzung und Messung der Grunzgeräusche der Tiere können wir neue Dimensionen des Tierwohls erschließen. Die Technik schreitet voran und wir sind fest entschlossen, diese neuen Erkenntnisse in unsere Tierwohlpunkte einzubinden, sobald die technischen Hürden überwunden sind. Elodie Briefer könnte die Grundlage dafür entdeckt haben, wie wir Tiere endlich zu einem Feedback für Ihr Tierwohl befragen könnten. Unter anderem diese Entwicklungen überzeugten uns, warum es endlich ein Technologie offenes Nachhaltigkeitslabel braucht, was auch die Arbeit von Elodie Briefer berücksichtigen und fördern kann! Wir arbeiten daran.
Photo: Kristian Bjørn-Hansen, Copenhagen University
Tierschützerin
Temple Grandin
Temple Grandin ist der perfekte Beweis, warum wir Tierwohl bisher falsch gedacht haben. Sie ist eine autistische Tierschützerin, die wenn notwendig auch auf allen Vieren durch einen von bisherigen Audit-Systemen zertifizierten Tierwohl-Schlachthof geht und immer noch Probleme für Tiere findet. Sie schlägt Maßnahmen vor, die traditionelle Audit-Systemen nicht einmal erfassen können.
Ihr Erfolg zeigt, warum Audits mit Mindestkriterien nicht ausreichend sind, um Tierwohl zu erfassen. Ihre Arbeit beweist immer wieder, dass unsere bisherigen Systeme zu sehr die menschliche Perspektive und zu wenig die Perspektive der einzelnen Tierarten einnehmen. Ob Rinder, Schweine oder Hühner, bei allen wird aktuell die Freilandhaltung als perfekt abgestempelt, diese Vereinfachung wird den komplexen und individuellen Ansprüchen einer Tierart nicht gerecht. Das beste Beispiel sind Hunderassen. Ein Husky und ein Chihuahua sind beides Hunde, welche aber fast gegensätzliche Ansprüche haben. Unsere Gesetze und Auditsysteme können dies mit dem System der Mindestkriterien nicht berücksichtigen. Durch unseren Maximum-Kriterien-Ansatz können wir immer mehr ihrer Ideen berücksichtigen.
Photo: Danny Moloshok, Reuters
Pionier
Benedikt Bösel
Benedikt Bösel hat mit seinem innovativen Ansatz die eigene internationale Serie „Farm Rebellion“ auf Disney+ etabliert, die momentan zu sehen ist. Wie viele andere beschäftigt sich der Berliner Landwirt damit, Lösungen für die Herausforderungen trockener Sommer in der Landwirtschaft zu finden. Seine Lösung besteht in einer ausgewogenen Kombination von Wald-, Acker- und Tierhaltung auf seinem Hof. Benedikts Arbeit hat uns stark beeinflusst, da er der Erste war, der die Vorteile und Chancen für das Klima durch Tierhaltung wieder hervorgehoben hat.
Die Steigerung des Tierwohls ist nur möglich, wenn wir endlich zwischen Billig- und Premium-Fleisch differenzieren. Billigfleisch trägt zum Klimawandel bei, während Premiumfleisch dem Klima helfen kann. Dieser Ansatz wurde von engagierten Landwirten wie Joel Salentin von der Polyface Farm in den USA und dem Permakultur-Aktivisten Peter Bane eingeführt. Diese Konzepte sind schwer von bestehenden Audit-Systemen zu erfassen.
Die Wissenschaft, die zu Recht jahrelang vor den Folgen übermäßigen Fleischkonsums gewarnt hat, beschäftigt sich zunehmend mit den möglichen Konsequenzen eines zu geringen Fleischkonsums. Nicht nur einzelne Wissenschaftler wie Ilse Kähler-Rollefson setzen sich mit den positiven Aspekten der Tierhaltung für das Klima auseinander, sondern es gibt auch erste Zusammenschlüsse. Zum Beispiel haben 700 Wissenschaftler in der Dublin Declaration unterzeichnet, dass Tierhaltung wieder wissenschaftlicher und weniger einseitig sowie populistisch betrachtet werden muss, so wie es derzeit geschieht.
Wenn wir Verbesserungen anstreben, sollten wir nicht den gesamten Fleischkonsum pauschal kritisieren, sondern zwischen übermäßigem Konsum von billigem Fleisch und seltenem Konsum von nachhaltigem Fleisch unterscheiden. Nachhaltigkeit erreichen wir nicht durch Populismus. Ein anschauliches Beispiel ist der verregnete Sommer 2023 in Deutschland. Diese zwei Wochen führten dazu, dass Landwirte fast ausschließlich Futter- und kaum Brotweizen ernten konnten. Es wird zu Recht über den Kampf um Futternapf und Teller berichtet, aber es wird noch zu wenig darauf eingegangen, wie viele Tiere bereits heute nachhaltig mit Lebensmittelresten ernährt werden. Wenn der Fleischkonsum schließlich reduziert ist, könnten wir wahrscheinlich offener für die Vorteile und Chancen einer nachhaltigen und klimapositiven Tierhaltung sein.
Die Tierwohlpunkte arbeiten daran, einen Teil dazu beizutragen, wie Wissenschaft, Handel und Verbraucher besser miteinander in Einklang gebracht werden können.
Photo: Benedikt Bösel, Gut und Bösel
Trailer zur Serie von Benjamin Bösel
„Farm Rebellion“