Das erste Siegel, das Tierwohl vergleichbar & unbegrenzt steigerbar macht.

Das Thema Tierwohl ist aktueller denn je. Schließlich wollen wir alle Fleisch und Wurst mit gutem Gewissen kaufen. Das neue Tierwohl-Punkte-Siegel beschäftigt sich mit der Frage des Tierwohls und der artgerechten Haltung. Die Tierwohl-Punkte zeigen, dass viele regionale Kleinbauern ein Engagement bieten, das sogar mit dem BIO-Siegel vergleichbar ist.

Unser Tierwohlpunkte-Siegel im Vergleich:

Tierwohl Tabelle

Die Tierwohl-Punkte-Idee

„Bundesregierung, Konzerne und Tierschutzorganisationen in Deutschland schaffen es nicht, sich auf einheitliche Tierwohl-Standards zu einigen. Dies hat zur Folge, dass unzählige, wenig aussagekräftige und sogar irreführende Siegel existieren“, erklärt Metzgermeister Max Esser aus dem Kreis Heinsberg, der die Idee des neuen Tierwohl-Siegels aus tiefster Überzeugung unterstützt. „In Bezug auf das Thema Tierwohl befindet sich Deutschland auf dem Stand eines Entwicklungslandes.“ 

Max Esser war 2015 als Entwicklungshelfer in Tansania. Dort arbeitete er an Lösungen, bestehende Hürden der Bio- und Fair Trade-Zertifizierungen für afrikanische Kleinbauern aus dem Weg zu schaffen. Er weiß daher um die dringende Notwendigkeit eines transparenten Siegels, welches alle vor Ort gegebenen Kriterien berücksichtigt.

Tierwohl Punkte - eine faire und transparente Lösung in Sachen Tierwohl

„Das erste Siegel, welches Tierwohl vergleichbar und unbegrenzt steigerbar macht.“

Tierwohl Punkte

Deutschlandweit das erste Siegel, das das Thema Tiergesundheit berücksichtigt.“ 

Unsere Tierwohl-Kriterien

Die im Bereich der Tierhaltung notwendige Agrarwende wird vom aktuell geltenden Siegelsystem regelrecht ausgebremst, denn die dort geforderten Maßnahmen werden bei 99% aller Landwirte gar nicht genehmigt. Der Tierwohl-Punkte-Katalog, der über 60 gemessene Faktoren aus den Bereichen Tierwohl umfasst, bietet eine innovative Lösung. Das Tierwohl-Siegel konzentriert sich auf die Arbeit des regionalen Landwirts und bewertet diese im Hinblick auf definierte Tierwohl-Kriterien. Diese werden mit Punkten bemessen. Die entsprechende Punkteskala reduziert nicht auf wenige Grundkriterien, sondern berücksichtigt so viele Tierwohl-Aspekte wie möglich mit unterschiedlichen Punkten. Diese sind immer abhängig vom Vorteil für das Tier. Die Punkte werden von einem offiziellen Gremium vergeben. Das Tierwohl-Punkte-Siegel ist somit das erste Siegel, welches jedem Bürger, jedem Landwirt und jeder Tierschutzorganisation eine Mitbestimmung an diesem System ermöglicht.

Dies geschieht, ohne eine maximale Grenze für Tierwohl zu definieren.

Zu den bereits jetzt über 60 Tierwohl-Kriterien gehören neben „Stroheinstreu zum artgerechten Wühlen und Spielen“ und  „einem besseren Außenklima durch Offenfronten“ auch „kurze Wege und Ruhezeiten im Schlachthof“ sowie „Haltung ohne Antibiotika“ und „Einhaltung einer guten Tiergesundheit“.

Die Tierwohl-Stufen

Auf Grundlage der gesammelten Punkte ­ergeben sich definierte Tierwohl-Stufen. 

Die Tierwohl-Punkte haben keine Obergrenze. Wer z.B. eine antibiotika-freie Haltung mit Top-Tiergesundheit garantiert, sehr viele Beschäftigungsmöglichkeiten bietet und besondere Tierwohlställe wie den Krull- oder Aktivstall für seine Schweine baut, der kann sogar mehr Tierwohl als Bio erreichen. Und genau dies ist unser Ziel – immer mehr Tierwohl!

Tierwohl ist mehr als nur eine Frage der Haltung:

Viele Haltungssiegel kontrollieren keine Tierwohl-Aspekte wie Gesundheit, Transport und Schlachtung. Typische „Haltungssiegel“ berücksichtigen nur ca. 10 Kriterien, EU-Bio bereits ca. 25, die Tierwohl-Punkte aber über 60 – dies erlaubt eine ­wesentlich ­differenziertere Beurteilung. 

Tierwohl Punkte - eine faire und transparente Lösung in Sachen Tierwohl

„Transparenz und Vergleichbarkeit in Sachen Haltung und Tierwohl.“

4 Grundkriterien zur Einschätzung der grundsätzlichen Haltungsstufen

TIERWOHL -modern, ganzheitlich und zukunftsweisend – ruht auf drei Grundfesten: Haltung der Tiere, Transport & Schlachtung sowie der Aspekt der Tiergesundheit. Die Tierwohl-Punkte sind das erste deutsche Tierwohl-Label, welches das Thema Tiergesundheit überhaupt und umfassend in eine Bewertung mit einfließen lässt. Selbstverständlich werden Haltung sowie Transport & Schlachtung ebenfalls berücksichtigt. Das vielfach genutzte Haltungs-Siegel berücksichtigt, wie der Name erkennen lässt, lediglich die Haltungsformen der Tiere. Deren Transport, Schlachtung oder aber ihre Gesundheit sind irrelevant für die Einstufung des Siegels. Dies stellt in sofern ein Problem dar, als dass der Verbaucher diese Einstufung und das Haltungssiegel selbst oftmals mit dem verwechselt, was allgemein als Tierwohl benannt wird. Um dieser Verwirrung entgegen zu wirken und das Thema Tierwohl so zu erfassen, wie es im Sinne der Landwirte, Direktvermarkter aber vor allem auch der Verbraucher sein soll, sind die Tierwohl-Punkte entstanden.

Tierwohl KriteriumInhaltHaltungsstufe 3Haltungsstufe 4Staatliches TierwohlBIO Siegel
1. Beschäftigung
  • 1 Punkt für Langstroh in Raufen
  • 5 Punkte für Stroheinstreu zum artgerechten Wühlen

Das Ausleben eines artgerechten Verhaltens ist eines der wichtigsten Ziele in der tierwohlorientierten Haltung. Ein Immitieren der natürlichen Verhaltensweisen der Tiere innerhalb der Nutztierhaltung ist hierbei maßgeblich. Im Falle von Schweinen ist dies der Wühltrieb im Waldbereich, bei Hühnern das Picken in der Waldrandzone und bei Rindern das Wiederkäuen auf der Wiese. Im Hinblick auf das Wühlverhalten hat sich somit bei der Schweinehaltung die Strohhaltung als passenste Form etabliert. Dabei ist wichtig zu unterscheiden, dass Stroh in Raufen nur ein „Kauen“ als Beschäftigung ermöglicht, wohingegen erst ein einstreuen von Stroh in gewisser Menge das Wühlen der Tiere ermöglichen würde.

1 Punkt5 Punkte5 Punkte5 Punkte
  • 10 Punkte für min. 400 g Stroh pro Tag und Schwein und mind. 50 % Liegefläche eingestreut

Je mehr Stroh den Tieren geboten wird, desto frischer und hygienischer ist dieses in der Regel. Generell gilt: steigenede Strohmengen sind ausschließlich positiv für die Tiere. Die Höhe der Strohmatte jedoch hängt von der Häufigkeit des Ausmistens ab, welches widerum Vor- und Nachteile birgt.

10 Punkte
  • 5 Punkte zusätzlich bei min. 800 g Stroh pro Tag und Schwein

Die bestehen Siegel bieten den Landwirten keinerlei Anreiz, ihre Standards über das geforderte Minimum zu erhöhen. Dabei ist es ratsam, die Strohmenge über das Jahr hinweg zu variieren. Dies würde bspw. bedeuten im Winter mehr und im Hochsommer z.T. minimal Stroheinstreu zu bieten oder aber dieses mit einer Möglichkeit zum Suhlen (sprich abkühlen) auszutaschen.

2. Außenklima
  • 10 Punkte für Offenfront Stallung

Das Außenklima bzw. „frische Luft“ ist vor allem aus Sicht einer naturnahen Haltung ein gewichtiges Argument, das sich viele Verbraucher für die Haltung von Tieren wünschen. Aus Tierwohl-Sicht ist „naturnah“ jedoch nicht nur als Vorteil zu bewerten sondern muss infolgedessen differenziert betrachtet werden. Winterliche Temperaturen stellen in der Natur eher ein Schmerz dar, den es zu überleben gilt. Dies löst bei Tieren oftmals ein Schutzbedürfnis aus, welches durch den Menschen in Form von Stallungen und dergleichen gewährleistet werden kann. Ganz konkret stellen wir die gängige Praxis der Richtlinien vieler Haltungslabels, die die Freilandhaltung bei Schweinen als das Maximum an Tierwohl-orientierter Arbeit verfolgen, in Frage. Hierbei ist anzumerken, dass dies bei der Tierwohl-orientierten Haltung von Rindern als gerechtfertigt zu bewerten ist, jedoch nicht bei Schweinen. Aktuell scheint sich die Tierwohl-Werbung zwar einig zu sein, dass ein unüberdachter Auslauf für über 50% der Stallfläche wichtig ist, aber ob dieser tatsächlich das Wohlergehen fördert, sollte diskutiert werden. Eindeutig ist, dass das Außenklima nicht das priorisierte Argument einer Tierwohl-Haltung von Schweinen sein sollte, sondern die Form des Beschäftigungsmaterials wie z.b. Stroh.

10 Punkte10 Punkte10 Punkte10 Punkte
  • 10 Punkte für Auslauf auf Beton

Das Argument für einen unüberdachten Auslauf ist die naturnahe Haltung. Was hierbei jedoch völlig außer Acht gelassen wird, ist, dass Schweine im Grunde Waldbewohner sind, die somit ein gut belüftetes aber geschütztes Umfeld bevorzugen. In der Praxis bedeutet dies, dass die Tiere ihren Außenbereich seltener wählen, desto komfortabler ihr Stall ist. Dieses Verhalten ist bei Waldrand-Bewohnern wie Hühnern in Zügen auch zu beobachten, trifft allerdings bei Wiesenbewohnern wie Rindern nicht zu. Unser gegenwärtiges Hausschwein ist aufgrund seiner fehlenden Borsten weder vor Frost, Sonnenbrand noch Insektenstichen geschützt . Ebenfalls ist zu berücksichtigen, dass die Freilandhaltung aufgrund von Tierseuchen oftmals enorm eingeschränkt oder aber erst gar nicht genehmigt wird. In Anbetracht dessen ist davon auszugehen, dass die Haltung von Schweinen in komfortablen Stallungen, die die natürlichen Bedürfnisse der Tiere berücksichtigen, ebenso viel Tierwohl bietet wie eine Freilandhaltung. Ob eine Strohstallhaltung insgesamt als artgerechter zu bewerten wäre, sollte bzw. muss eruiert werden. Das Siegel der Tierwohl-Punkte setzt sich für die Erforschung von Haltungssystemen in Wäldern oder waldähnlichen Strukturen ein, welches dem größtmöglichen Tierwohl bei Schweinen entsprechen sollte. Die Haltung von Hühnern wird bereits in ersten Projekten erforscht.

10 Punkte10 Punkte10 Punkte
  • 2 Punkte für Auslauf mit mind. 0,5 m. pro Tier

Sowohl aus gesundheitlicher als auch hygienischer Betrachtung ist Stroh als die beste und somit präferierteste Spiel- und Wühlmöglichkeit für Schweine anzusehen. Betrachten wir das Schwein in seinem Ursprung als Waldbewohner, so ist davon auszugehen, dass selbiges spielen und wühlen im Naturboden eine Steigerung seines Wohlbefindens darstellen würde. Diesen Gedanken voraussetzend, möchten wir diese Form der Haltung als erstes Siegel gezielt honorieren, um erste Testbetriebe zur Erforschung dieser Haltungsform zu motivieren.

2 Punkte2 Punkte2 Punkte
3. Mehr Platz
  • 5 Punkte für 20 % mehr Platz

Innerhalb der öffentlichen Wahrnehmung wird „mehr Platz“ grundsätzlich mit mehr Tierwohl gleichgesetzt, wobei es für Verbraucher oder aber auch den Laien im Allgemeinen schwer einzuschätzen ist, welche Größen realistisch und im Sinne des Tierwohls sind. Während schlüssige Argumente existieren weshalb der gesetzlich vorgeschriebene Platz bei einem Tier kaum ausreicht, so gibt es einschlägige Beobachtungen, die zeigen, dass mit zunehmender Gruppen- und Stallgröße das Platzangebot automatisch steigt. Dies hängt damit zusammen, dass Schweine Herdentiere sind und somit teilweise nahe beieinander liegen und sich in der Gruppe bewegen. Eine Expertise innerhalb dieser Einschätzung sowie des Entscheidungsprozesses ist demnach unablässig. Die Frage wieviel Platz pro Tier im Sinne des Tierwohls ist und ab wann dieser gesättigt ist und keinen weiteren Nutzen für die Tiere birgt, sollte Experten obliegen. Hinzu kommt die Frage, welche anderen Faktoren, sofern die Anforderungen im Bereich Platz erfüllt werden, das Wohlbefinden des Tieres darüberhinaus steigern würden. Ziel sollte es sein, dass die Tiere ausreichend Platz haben um ihr natürliches Verhalten ausleben zu können und sich wohl zu fühlen. Ein natürliches Verhalten ist bei Tieren in einer Gruppe von 200 Schweinen bei bereits +40% zu beobachten, bei Tieren in kleineren Gruppen jedoch bei nicht mal bei +300% mehr Platz. Hier ist sehr wichtig zu sehen, dass eine pauschale Festlegung einer Platzbestimmung in Prozent nicht im Sinne der Tiere und somit ihres Wohlergehens ist. Vielmehr kommt es auf die Gruppengröße und die zusammenhängende Stallfläche an, anhand derer man sich bei der Maßgabe des Platzes orientieren sollte. Wir halten somit fest, dass die pauschale Aussage „je mehr Platz desto besser“ nicht gänzlich falsch ist, sich jedoch idealerweise immer an der Gruppengröße der Tiere orientieren sollte. Darüberhinaus möchten wir, sofern Gruppengröße und Platzangebot im Gleichgewicht sind, eher dazu motivieren, nicht weiterhin in mehr Platz zu investieren, sondern sich vielmehr auf eine Steigerung des Tierwohls bzgl. der weiteren Aspekte wie u.a. Transportwege und -Abläufe oder Tiergesundheit zu konzentrieren.

5 Punkte5 Punkte5 Punkte5 Punkte
  • 5 Punkte für  40 % mehr Platz
5 Punkte5 Punkte5 Punkte5 Punkte
  • 10 Punkte für 100% mehr Platz
10 Punkte10 Punkte10 Punkte
  • 10 Punkte für 200% & mehr Platz
  • 5 Punkte für Gruppenhaltung mit mindestens 25 Quadratmetern
  • 5 Punkte für Stallbereiche mit über 100 m. zusammenhängender Fläche
4. Gentechnikfrei
  • Keine Punkte da kein Tierwohleffekt. Um Verbrauchertäuschung zu vermeiden, wird dieser korrekterweise unter Nachhaltigkeit gezählt

Fragen & Antworten

Die deutsche Bundesregierung möchte 2023 das bereits existierende „Haltungsform“-Siegel, welches von der Industrie und den Konzernen entworfen worden ist, als Vorlage für ein staatliches Haltungssiegel übernehmen.

Zum jetzigen Zeitpunkt sind weder Finanzierung noch Baurecht des staatlichen Haltungslabels gelöst und es soll, nicht mehr wie 2018 angekündigt, ein Tierwohl-, sondern lediglich ein Haltungssiegel etabliert werden. Dies vorausgesetzt, ist davon auszugehen, dass das kommende staatliche Haltungssiegel die besonders umfangreichen Tierwohl-Leistungen und Vorteile von Metzgereien, Direktvermarktern und anderen Tierwohl-Pionieren falsch darstellen wird.

Kurze Transportzeiten, Regionalität, robuste Rassen oder z.B. die eigene Hausschlachtung spielen im staatlichen Haltungssiegel keine Rolle. Dadurch können viele Tierwohl-Pioniere ihre Vorteile nicht mehr darstellen, behalten dennoch die damit verbundenen Kosten und werden dadurch im Wettbewerb sogar benachteiligt. Dazu wird der Verbraucher verwirrt, da das kommende staatliche Haltungssiegel lange Transportzeiten zu den größten Schlachthöfen Europas erlauben und nicht kennzeichnen wird.

Es wird demnach ein ergänzendes Tierwohl-Siegel benötigt. Dieses Siegel soll das staatliche Haltungssiegel und seine Standards berücksichtigen, zusätzlich jedoch um wichtige Aspekte wie Transport & Schlachtung sowie Tiergesundheit erweitern.

Modern, ganzheitlich und zukunftsweisend – die Tierwohl-Punkte sind das erste deutsche Tierwohl-Label, welches das Thema Tiergesundheit überhaupt und umfassend in die Bewertung mit einfließen lässt. Die vielfach genutzte Haltungsform wie auch das kommende staatliche Haltungssiegel berücksichtigen, wie die Namen erkennen lassen, lediglich die Haltungsformen der Tiere. Deren Transport, Schlachtung oder aber ihre Gesundheit sind irrelevant für die Einstufung des Siegels. Dies stellt insofern ein Problem dar, als dass der Verbraucher diese Einstufung und das Haltungssiegel selbst oftmals mit dem verwechselt, was allgemein als Tierwohl benannt wird. Um dieser Verwirrung entgegen zu wirken und das Thema Tierwohl so zu erfassen, wie es im Sinne der Landwirte, Direktvermarkter aber vor allem auch der Verbraucher sein soll, sind die Tierwohl-Punkte entstanden.

Ja, man spricht ja sogar schon von einem Siegeldschungel. Leider ist aber die versprochene Agrarwende trotzdem ausgeblieben. Das liegt vor allem an folgenden zwei Gründen:

  1. Alle aktuellen Siegel sind eine reduzierte Kopie des fast 100 Jahre alten Demeter-Siegels, welches als erstes Siegel ökologische Mindestkriterien für die Landwirtschaft festlegte. Alle heute existierenden Bio- und Tierwohlsiegel haben Demeter einfach nur kopiert und reduziert. Die nachfolgenden Bio-Siegel haben viele unwissenschaftlichen Mindestforderungen gestrichen, die Tierwohlsiegel haben die Nachhaltigkeitsforderungen wie Pestizid-Verbote gestrichen und sich nur auf Tierwohl konzentriert und die Haltungssiegel haben Anforderungen an Transport & Schlachtung wegrationalisiert. Die Tierwohlpunkte sind das erste Siegel seit 100 Jahren, welches einen neuen Weg geht und anstatt der Reduktion auf wenige Mindestkriterien auf ein modernes Scoring-Model setzt.
  2. Da die bisherigen Siegel ein fast 100 Jahre altes System nutzen, ist es kaum verwunderlich, dass 90% der Landwirte die dort geforderte Tierhaltung gar nicht mehr genehmigt bekommen. Nicht einmal das Land NRW hat eine Baugenehmigung für seinen staatlichen „Tierwohl-Schweinestall der Zukunft“ im Haus Düsse erhalten. Die aktuellen Siegel, die mit Mindestkriterien arbeiten sind für eine moderne Agrarwende ungeeignet, da diese mit den bürokratischen Baurechten kollidieren. Ein modernes Scoring-Modell wie das der Tierwohlpunkte erlaubt den Landwirten aber das Tierwohl an lokale Genehmigungsverfahren anzupassen und kann von 100% aller Landwirte genutzt werden.    

Die oben genannten Gründe zeigen, warum die vielen bisherigen Siegel nur einen kleinen Marktanteil haben. Die Siegel mit Mindestkriterien können zwar eindeutige Werbeversprechen liefern, sind aber dafür so gut wie gar nicht umsetzbar, weil sie die Landwirte, die am Ende die Basis unserer nachhaltigen Lebensmittelproduktion sind, benachteiligen. Hier kommt der Nachteil unser modernen Gesellschaft zum Vorschein: Eindeutige Werbeslogans ergeben die am besten klingenden Wahlversprechen für die Politiker, ermöglichen große Spendenkampagnen für die Hilfsorganisation und klingen am besten als Nachhaltigkeitsziel im Konzerngeschäft. Ergebnisse werden in unserer heutigen gesellschaftlichen Diskussion zu selten gefordert.  Nicht umsetzbare Versprechen bringen auch ein wenig Sicherheit, viele Verbände fürchten die Veränderung, die für Ihre Mitglieder kommen kann und unterstützen daher solche Systeme. 

Anders ist es mit den Nachhaltigkeitspunkten. Diese basieren auf einem modernen Scoring-Model, welches jedem Landwirt ermöglicht, seinen Betrieb individuell und trotz Bauhürden weiterzuentwickeln und die Ziele im Sinne der Nachhaltigkeit für unsere Gesellschaft deutschlandweit umzusetzen. 

Ja, wir selbst sind sehr große Bio Fans, u.a. auch deshalb, weil einige von uns als Bio-Zertifizierer in Afrika tätig waren. Zum aktuellen Zeitpunkt stellt Bio als flächendeckende Zertifizierung die beste pauschale Garantie dar. Bedauerlicherweise ist es auch ein sehr bürokratisches System welches primär für den Im- und Export erstellt wurde. Die Vorteile überwiegen bei Import-lastigen Produkten wie bspw. Gemüse. Durch den saisonalen Charakter ist ein bürokratisch strukturiertes Kontrollsystem notwendig. In einem System ohne Im- und Export und somit gleichbleibenden, transparenten Erzeugern, überwiegen jedoch die bürokratischen Nachteile. Dies ist u.a. auch ein Grund dafür, dass die erhoffte Agrarwende in Deutschland bisher ausgeblieben ist. Viele Tierwohl-Ideen, wie Freilandhaltung von Schweinen, wurden dadurch nur bedingt oder gar nicht genehmigt.

Sind sie. Eine Tierwohl-Punkte- Zertifizierung misst lediglich garantierte und öffentlich zugängliche Informationen über Tierwohl-orientierte Maßnahmen. Im Sinne des Verbrauchers und dessen Fragen, können wir im Zweifel auch Unternehmen und Betriebe anhand öffentlich zugänglicher Informationen bewerten. Wir alle kennen die Behauptung, dass Discount- Import-Bio-Waren anders zu bewerten sind als die des regionalen Bio-Selbstvermarkters. Mit Hilfe der Tierwohl-Punkte sowie der geplanten Nachhaltigkeits-Punkte wird der Selbstvermarkter das beweisen bzw. zertifizieren können.

Die primäre Funktion staatlicher Siegel ist die Festlegung bzw. das Einfordern von Mindestkriterien. So auch das künftige Siegel der Haltungsform, welches jedoch lediglich die reine Haltung der Tiere an Mindestkriterien knüpft und alle weiteren Aspekte wie Transport & Schlachtung oder aber den der Tiergesundheit völlig außen vor lässt. Dies bedeutet, dass weitere Aktivitäten des Landwirts zur Förderung des Wohlergehens seiner Tiere keinerlei Berücksichtigung finden. Dies birgt zweierlei Gefahren: zum Einen, dass dem Verbraucher durch irreführendes Marketing das Gefühl vermittelt wird, dass Haltungsform und Tierwohl gleichbedeutend sind. Zum Anderen, dass die Motivation der Landwirte, über diese Kriterien hinaus zu denken und zu handeln, von vornherein gedeckelt wird. Vor diesem Hintergrund stellen die Tierwohl-Punkte eine passende Lösung für den Direktvermarkter dar. Viele Landwirte wollen und können über den Mindestkriterien arbeiten. Die Tierwohl-Punkte erfassen, messen, bewerten und honorieren dieses Engagement in Form einer Zertifizierung des Tierwohl-Punkte-Siegels.

Die Nutzung der Tierwohl-Punkte-Tabelle, die die Punkte in den einzelnen Kriterien zeigt, sowie die Kommunikation dieser hin zu den eigenen Vermarktungspartnern ist für jeden Landwirt kostenlos. Somit ist es zunächst jedem Landwirt möglich, die Tierwohl-Punkte ohne Kostenaufwand auf seinen Betrieb anzuwenden.

Die Entscheidung, ob sie das Engagement ihrer Landwirte, also die jeweiligen Tierwohl-Punkte, für sich nutzen möchten, obliegt am Ende den Vermarktungspartnern. Ist eine Verwendung dieser gewünscht, muss zunächst eine offizielle und unabhängige Überprüfung der Tierwohl-Punkte erfolgen, um diese dann schlussendlich zertifizieren zu können.

Kurz gesagt, die Nutzung des Siegels wird kostenpflichtig, sobald dieses dem Verbraucher kommuniziert wird. Es ist aber jedem Landwirt ausdrücklich gestattet, die Tierwohl-Punkte kostenlos für seinen Hof auszurechnen, um damit bei seinem Vermarktungspartner seine Tierwohl-Leistung nachzuweisen. Im Zuge der kostenlosen Selbsteinschätzung muss bedacht werden, dass bei einer späteren, offiziellen Bewertung nur dort Tierwohl-Punkte vergeben werden können. Dies setzt einen offiziellen Nachweis voraus.

Aktuell bezieht sich unsere Messung des Tierwohls auf Schweine. Planmäßig soll dies künftig auch mit Hühnern möglich sein. Grundsätzlich ist oder soll die Grundidee dieses Systems auf jede Form der Tierhaltung übertragbar und somit anwendbar sein. Wichtig ist hierbei, dass das Wohlergehen der Tiere anhand der Tierwohl-Kriterien gemessen werden soll. Diese definierten Kriterien sind stets auf die entsprechenden Tiere und deren Bedürfnisse zugeschnitten und angepasst.

Entstanden sind die Tierwohl-Punkte aus einer Zusammenarbeit zwischen Tierwohl-Pionieren,  Landwirten sowie nachhaltig arbeitenden Metzgereien. Hintergrund war die gemeinsame Feststellung, dass viele Direktvermarkter im Grunde mehr Tierwohl garantieren können als die aktuellen BIO-Standards fordern. Die Tierwohl-Punkte wurden als eine offene Plattform gegründet, über die sich das Thema Tierwohl stetig fortentwickeln kann und soll. Die aktuelle Planung sieht vor, dass ab einer Registrierung von 20 Landwirten ein Gremium aus  unabhängigen Experten gebildet werden soll. Dieses Experten-Gremium, u.a. bestehend aus Mitgliedern des Tierschutzes, soll die Weiterentwicklung und Aufnahme neuer Tierwohl-Punkte aktiv mitgestalten. In diesem Sinne soll ein Siegel entstehen, welches aufgrund permanenter Entwicklung selbst einen Mythos wie „die massierten Rinder aus Japan“ wahr werden lassen könnte.

Nein, die Tierwohl-Punkte sollen keine bestehende Siegel ersetzen, sondern diese um weitere messbare Kriterien im Sinne Tierwohl-orientierter Arbeit, erweitern. Die Tierwohl-Punkte sind z.B. das erste Tierwohl-Label, welches Tiergesundheit berücksichtigt. Dadurch ist eine Kombination mit in Frage kommender Siegel und den Tierwohl-Punkte erstrebenswert. Eine Zertifizierung über die Tierwohl-Punkte vervollständigt bereits existente Siegel um Transparenz, vor allem für den Verbraucher, aber auch um Fairness für die Landwirte. Dadurch kann eine gewinnbringende Symbiose aus verschiedenen Siegeln für alle betroffenen Parteien geschaffen werden.

Durch die auf dieser Website bereitgestellten Tabelle ist jeder Landwirt in der Lage, sich seine Tierwohl-Punkte auszurechnen und somit eine erste Selbsteinschätzung vorzunehmen. Möchte er diese an seine Vermarktungspartner kommunizieren, ist dies kostenfrei möglich. Eine Kommunikation an Endverbraucher darf allerdings nur auf Basis einer offiziellen Zertifizierung erfolgen.  Erst sobald diese offizielle Zertifizierung gewünscht ist, um ein konsumfertiges Produkt mit dem Tierwohl-Punkte-Siegel zu kennzeichnen und zu vermarkten, muss eine Kontaktaufnahme mit uns erfolgen.

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