FAQ

HÄUFIG GESTELLTE FRAGEN

Die deutsche Bundesregierung möchte 2023 das bereits existierende „Haltungsform“-Siegel, welches von der Industrie und den Konzernen entworfen worden ist, als Vorlage für ein staatliches Haltungssiegel übernehmen.

Zum jetzigen Zeitpunkt sind weder Finanzierung noch Baurecht des staatlichen Haltungslabels gelöst und es soll, nicht mehr wie 2018 angekündigt, ein Tierwohl-, sondern lediglich ein Haltungssiegel etabliert werden. Dies vorausgesetzt, ist davon auszugehen, dass das kommende staatliche Haltungssiegel die besonders umfangreichen Tierwohl-Leistungen und Vorteile von Metzgereien, Direktvermarktern und anderen Tierwohl-Pionieren falsch darstellen wird.

Kurze Transportzeiten, Regionalität, robuste Rassen oder z.B. die eigene Hausschlachtung spielen im staatlichen Haltungssiegel keine Rolle. Dadurch können viele Tierwohl-Pioniere ihre Vorteile nicht mehr darstellen, behalten dennoch die damit verbundenen Kosten und werden dadurch im Wettbewerb sogar benachteiligt. Dazu wird der Verbraucher verwirrt, da das kommende staatliche Haltungssiegel lange Transportzeiten zu den größten Schlachthöfen Europas erlauben und nicht kennzeichnen wird.

Es wird demnach ein ergänzendes Tierwohl-Siegel benötigt. Dieses Siegel soll das staatliche Haltungssiegel und seine Standards berücksichtigen, zusätzlich jedoch um wichtige Aspekte wie Transport & Schlachtung sowie Tiergesundheit erweitern.

Modern, ganzheitlich und zukunftsweisend – die Tierwohl-Punkte sind das erste deutsche Tierwohl-Label, welches das Thema Tiergesundheit überhaupt und umfassend in die Bewertung mit einfließen lässt. Die vielfach genutzte Haltungsform wie auch das kommende staatliche Haltungssiegel berücksichtigen, wie die Namen erkennen lassen, lediglich die Haltungsformen der Tiere. Deren Transport, Schlachtung oder aber ihre Gesundheit sind irrelevant für die Einstufung des Siegels. Dies stellt insofern ein Problem dar, als dass der Verbraucher diese Einstufung und das Haltungssiegel selbst oftmals mit dem verwechselt, was allgemein als Tierwohl benannt wird. Um dieser Verwirrung entgegen zu wirken und das Thema Tierwohl so zu erfassen, wie es im Sinne der Landwirte, Direktvermarkter aber vor allem auch der Verbraucher sein soll, sind die Tierwohl-Punkte entstanden.

Ja, man spricht ja sogar schon von einem Siegel-Dschungel. Leider ist aber die versprochene Agrarwende trotzdem ausgeblieben. Das liegt vor allem an folgenden zwei Gründen:

  1. Alle aktuellen Siegel sind eine reduzierte Kopie des fast 100 Jahre alten Demeter-Siegels, welches als erstes Siegel ökologische Mindestkriterien für die Landwirtschaft festlegte. Alle heute existierenden Bio- und Tierwohlsiegel haben Demeter einfach nur kopiert und reduziert. Die nachfolgenden Bio-Siegel haben viele unwissenschaftlichen Mindestforderungen gestrichen, die Tierwohlsiegel haben die Nachhaltigkeitsforderungen wie Pestizid-Verbote gestrichen und sich nur auf Tierwohl konzentriert und die Haltungssiegel haben Anforderungen an Transport & Schlachtung wegrationalisiert. Die Tierwohl-Ppunkte sind das erste Siegel seit 100 Jahren, welches einen neuen Weg geht und anstatt der Reduktion auf wenige Mindestkriterien auf ein modernes Scoring-Model setzt.
  2. Da die bisherigen Siegel ein fast 100 Jahre altes System nutzen, ist es kaum verwunderlich, dass 90% der Landwirte die dort geforderte Tierhaltung gar nicht mehr genehmigt bekommen. Nicht einmal das Land NRW hat eine Baugenehmigung für seinen staatlichen „Tierwohl-Schweinestall der Zukunft“ im Haus Düsse erhalten. Die aktuellen Siegel, die mit Mindestkriterien arbeiten sind für eine moderne Agrarwende ungeeignet, da diese mit den bürokratischen Baurechten kollidieren. Ein modernes Scoring-Modell wie das der Tierwohl-Punkte erlaubt den Landwirten aber das Tierwohl an lokale Genehmigungsverfahren anzupassen und kann von 100% aller Landwirte genutzt werden.    

Die oben genannten Gründe zeigen, warum die vielen bisherigen Siegel nur einen kleinen Marktanteil haben. Die Siegel mit Mindestkriterien können zwar eindeutige Werbeversprechen liefern, sind aber dafür so gut wie gar nicht umsetzbar, weil sie die Landwirte, die am Ende die Basis unserer nachhaltigen Lebensmittelproduktion sind, benachteiligen. Hier kommt der Nachteil unser modernen Gesellschaft zum Vorschein: Eindeutige Werbeslogans ergeben die am besten klingenden Wahlversprechen für die Politiker, ermöglichen große Spendenkampagnen für die Hilfsorganisation und klingen am besten als Nachhaltigkeitsziel im Konzerngeschäft. Ergebnisse werden in unserer heutigen gesellschaftlichen Diskussion zu selten gefordert.  Nicht umsetzbare Versprechen bringen auch ein wenig Sicherheit, viele Verbände fürchten die Veränderung, die für Ihre Mitglieder kommen kann und unterstützen daher solche Systeme. 

Anders ist es mit den Nachhaltigkeitspunkten. Diese basieren auf einem modernen Scoring-Model, welches jedem Landwirt ermöglicht, seinen Betrieb individuell und trotz Bauhürden weiterzuentwickeln und die Ziele im Sinne der Nachhaltigkeit für unsere Gesellschaft deutschlandweit umzusetzen. 

Ja, wir selbst sind sehr große Bio Fans, u.a. auch deshalb, weil einige von uns als Bio-Zertifizierer in Afrika tätig waren. Zum aktuellen Zeitpunkt stellt Bio als flächendeckende Zertifizierung die beste pauschale Garantie dar. Bedauerlicherweise ist es auch ein sehr bürokratisches System welches primär für den Im- und Export erstellt wurde. Die Vorteile überwiegen bei Import-lastigen Produkten wie bspw. Gemüse. Durch den saisonalen Charakter ist ein bürokratisch strukturiertes Kontrollsystem notwendig. In einem System ohne Im- und Export und somit gleichbleibenden, transparenten Erzeugern, überwiegen jedoch die bürokratischen Nachteile. Dies ist u.a. auch ein Grund dafür, dass die erhoffte Agrarwende in Deutschland bisher ausgeblieben ist. Viele Tierwohl-Ideen, wie Freilandhaltung von Schweinen, wurden dadurch nur bedingt oder gar nicht genehmigt.

Sind sie. Eine Tierwohl-Punkte- Zertifizierung misst lediglich garantierte und öffentlich zugängliche Informationen über Tierwohl-orientierte Maßnahmen. Im Sinne des Verbrauchers und dessen Fragen, können wir im Zweifel auch Unternehmen und Betriebe anhand öffentlich zugänglicher Informationen bewerten. Wir alle kennen die Behauptung, dass Discount- Import-Bio-Waren anders zu bewerten sind als die des regionalen Bio-Selbstvermarkters. Mit Hilfe der Tierwohl-Punkte sowie der geplanten Nachhaltigkeits-Punkte wird der Selbstvermarkter das beweisen bzw. zertifizieren können.

Die primäre Funktion staatlicher Siegel ist die Festlegung bzw. das Einfordern von Mindestkriterien. So auch das künftige Siegel der Haltungsform, welches jedoch lediglich die reine Haltung der Tiere an Mindestkriterien knüpft und alle weiteren Aspekte wie Transport & Schlachtung oder aber den der Tiergesundheit völlig außen vor lässt. Dies bedeutet, dass weitere Aktivitäten des Landwirts zur Förderung des Wohlergehens seiner Tiere keinerlei Berücksichtigung finden. Dies birgt zweierlei Gefahren: zum Einen, dass dem Verbraucher durch irreführendes Marketing das Gefühl vermittelt wird, dass Haltungsform und Tierwohl gleichbedeutend sind. Zum Anderen, dass die Motivation der Landwirte, über diese Kriterien hinaus zu denken und zu handeln, von vornherein gedeckelt wird. Vor diesem Hintergrund stellen die Tierwohl-Punkte eine passende Lösung für den Direktvermarkter dar. Viele Landwirte wollen und können über den Mindestkriterien arbeiten. Die Tierwohl-Punkte erfassen, messen, bewerten und honorieren dieses Engagement in Form einer Zertifizierung des Tierwohl-Punkte-Siegels.

Die Nutzung der Tierwohl-Punkte-Tabelle, die die Punkte in den einzelnen Kriterien zeigt, sowie die Kommunikation dieser hin zu den eigenen Vermarktungspartnern ist für jeden Landwirt kostenlos. Somit ist es zunächst jedem Landwirt möglich, die Tierwohl-Punkte ohne Kostenaufwand auf seinen Betrieb anzuwenden.

Die Entscheidung, ob sie das Engagement ihrer Landwirte, also die jeweiligen Tierwohl-Punkte, für sich nutzen möchten, obliegt am Ende den Vermarktungspartnern. Ist eine Verwendung dieser gewünscht, muss zunächst eine offizielle und unabhängige Überprüfung der Tierwohl-Punkte erfolgen, um diese dann schlussendlich zertifizieren zu können.

Kurz gesagt, die Nutzung des Siegels wird kostenpflichtig, sobald dieses dem Verbraucher kommuniziert wird. Es ist aber jedem Landwirt ausdrücklich gestattet, die Tierwohl-Punkte kostenlos für seinen Hof auszurechnen, um damit bei seinem Vermarktungspartner seine Tierwohl-Leistung nachzuweisen. Im Zuge der kostenlosen Selbsteinschätzung muss bedacht werden, dass bei einer späteren, offiziellen Bewertung nur dort Tierwohl-Punkte vergeben werden können. Dies setzt einen offiziellen Nachweis voraus.

Aktuell bezieht sich unsere Messung des Tierwohls auf Schweine. Planmäßig soll dies künftig auch mit Hühnern möglich sein. Grundsätzlich ist oder soll die Grundidee dieses Systems auf jede Form der Tierhaltung übertragbar und somit anwendbar sein. Wichtig ist hierbei, dass das Wohlergehen der Tiere anhand der Tierwohl-Kriterien gemessen werden soll. Diese definierten Kriterien sind stets auf die entsprechenden Tiere und deren Bedürfnisse zugeschnitten und angepasst.

Entstanden sind die Tierwohl-Punkte aus einer Zusammenarbeit zwischen Tierwohl-Pionieren,  Landwirten sowie nachhaltig arbeitenden Metzgereien. Hintergrund war die gemeinsame Feststellung, dass viele Direktvermarkter im Grunde mehr Tierwohl garantieren können als die aktuellen BIO-Standards fordern. Die Tierwohl-Punkte wurden als eine offene Plattform gegründet, über die sich das Thema Tierwohl stetig fortentwickeln kann und soll. Die aktuelle Planung sieht vor, dass ab einer Registrierung von 20 Landwirten ein Gremium aus  unabhängigen Experten gebildet werden soll. Dieses Experten-Gremium, u.a. bestehend aus Mitgliedern des Tierschutzes, soll die Weiterentwicklung und Aufnahme neuer Tierwohl-Punkte aktiv mitgestalten. In diesem Sinne soll ein Siegel entstehen, welches aufgrund permanenter Entwicklung selbst einen Mythos wie „die massierten Rinder aus Japan“ wahr werden lassen könnte.

Nein, die Tierwohl-Punkte sollen keine bestehende Siegel ersetzen, sondern diese um weitere messbare Kriterien im Sinne Tierwohl-orientierter Arbeit, erweitern. Die Tierwohl-Punkte sind z.B. das erste Tierwohl-Label, welches Tiergesundheit berücksichtigt. Dadurch ist eine Kombination mit in Frage kommender Siegel und den Tierwohl-Punkte erstrebenswert. Eine Zertifizierung über die Tierwohl-Punkte vervollständigt bereits existente Siegel um Transparenz, vor allem für den Verbraucher, aber auch um Fairness für die Landwirte. Dadurch kann eine gewinnbringende Symbiose aus verschiedenen Siegeln für alle betroffenen Parteien geschaffen werden.

Durch die auf dieser Website bereitgestellten Tabelle ist jeder Landwirt in der Lage, sich seine Tierwohl-Punkte auszurechnen und somit eine erste Selbsteinschätzung vorzunehmen. Möchte er diese an seine Vermarktungspartner kommunizieren, ist dies kostenfrei möglich. Eine Kommunikation an Endverbraucher darf allerdings nur auf Basis einer offiziellen Zertifizierung erfolgen. Erst sobald diese offizielle Zertifizierung gewünscht ist, um ein konsumfertiges Produkt mit dem Tierwohl-Punkte-Siegel zu kennzeichnen und zu vermarkten, muss eine Kontaktaufnahme mit uns erfolgen.